Hier finden Sie Texte, die ich im Jahr 2015 veröffentlicht habe:


1.12.2015 magazin.hiv - Blog der Deutschen Aidshilfe

"Ich laufe ja für mich selber"

Die 20-jährige Corinne Cichacki ist eine junge Frau wie viele andere. Mit einem kleinen Unterschied: Sie ist HIV-positiv.

Seit ihrem zweiten Lebensjahr muss Corinne Tabletten nehmen, damit die Krankheit nicht ausbricht. Ihre Mutter ist an Aids gestorben, als Corinne sechs Jahre alt war, und so wächst sie in einer Pflegefamilie in einem oberbayerischen Dorf auf.

Doch Corinnes größtes Problem ist nicht die Infektion, sondern der Mangel an Wissen über HIV in der Gesellschaft, die Vorurteile der andern und die Angst vor sozialer Ächtung. Weil Corinnes Eltern befürchten, dass sie gemobbt wird, wenn sie ihren Freundinnen und Mitschülern davon erzählt, beschließt die Familie, es niemandem außerhalb zu erzählen. Und so wächst Corinne mit einem Geheimnis und der bangen Frage auf: Würden meine Freunde mich noch akzeptieren, wenn sie von meiner Krankheit wüssten?

Die Filmemacherin Maike Conway hat Corinne seit ihrem achten Lebensjahr mit der Kamera begleitet. Ihre einfühlsame Dokumentation „Niemand darf es wissen – Corinne und ihr Geheimnis“ wird anlässlich des Weltaidstags in der ZDF-Sendereihe 37 Grad und in weiteren Fassungen ausgestrahlt. Elke Amberg hat Corinne im Münchner Frauengesundheitszentrum getroffen und mit ihr für magazin.hiv gesprochen:

Hallo Corinne, wie geht es dir? Wie lebst du zurzeit? (...)

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1.12.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Pionierprojekt: Wohnen mithilfe des Persönlichen Budgets
Leben mit Handicap Prien

Was tun, wenn der Sohn oder die Tochter mit Körperbehinderung langsam flügge wird, aber sich keine geeignete Wohnmöglichkeit findet? – Mit einer Absage oder einem Platz auf der Warteliste in einer Großeinrichtung irgendwo am Rande einer kleinen Gemeinde wollten sich Eltern im Landkreis Rosenheim nicht zufrieden geben. Sie gründeten einen Verein, dann eine Kommanditgesellschaft, verhandelten erfolgreich mit dem Bezirk und bauten schließlich eine eigene Wohnanlage mit 30 Plätzen! Das Besondere: Die laufende Finanzierung des Modellprojekts basiert auf dem Persönlichen Budget.

Es ist jedes Jahr dasselbe: Nach Ende der Berufsschulzeit verlassen im Chiemgau rund zehn junge Menschen mit Behinderung das Förderzentrum Aschau und ihre Eltern sind mit der Suche nach Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten konfrontiert. „Wir vom Elternbeirat organisierten regelmäßig Besichtigungen von ‚Nach-Aschau-Einrichtungen‘“, berichtet Günther Bauer voll Elan. Man merkt, er hat diese Geschichte schon öfters erzählt und er freut sich auf das gute Ende. Günther Bauer ist der Vater der 22-jährigen Caroline, die aufgrund ihrer Cerebralparese komplex behindert ist. Auch er begab sich also auf die Suche. „Wir Eltern besichtigten Großeinrichtungen oft auf der ‚grünen Wiese‘, ohne Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel, bis zu 80 Kilometer vom Wohnort entfernt. Für die meisten dieser Einrichtungen schien Inklusion leider noch ein Fremdwort zu sein. Noch dazu hatten sie Wartezeiten bis zu acht Jahren.“ Der Frust war groß. Doch ein Projekt des Einrichtungsverbundes Steinhöring östlich von München ließ die Suchenden aufhorchen: Dort hatten Eltern „selbst etwas gebaut“. – Das war unsere Initialzündung, so Günther Bauer.

Weiterlesen: Download info-bayern 6/2015

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12.10.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Das WC als Schlüssel zur Inklusion

Stiftung Leben pur Projekt "Toiletten für alle"

Schon lange hat sich ihre Tochter einen Ausflug nach München gewünscht. Bummeln gehen, den Tierpark besuchen, das Fußballstadion mal von innen sehen... Ein Wunsch, der sie als Mutter immer hilflos mit den Schultern zucken ließ. Denn aufgrund ihrer Behinderung muss die Inkontinenzeinlage ihrer erwachsenen Tochter spätestens nach drei Stunden gewechselt werden und bisher fand sich nirgendwo ein geeignetes stilles Örtchen. – Kommt Ihnen dieses Problem bekannt vor? Dann gibt es eine gute Nachricht für Sie! Denn in München, Nürnberg und demnächst auch in Erlangen wurden die ersten Toiletten mit Pflegeliege und Lifter eröffnet. Die Stiftung Leben pur machte es möglich. Mit ihrem Projekt "Toiletten für alle" hat sie einen großen Stein ins Rollen gebracht.


Unerfreuliche Kloerlebnisse? Die fehlende Toilette als unüberwindliches Hindernis, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen? Eltern wie die der neunjährigen Charlotte Gross können ein Lied davon singen. Aufgeschrieben wurde es vom Projekt "Toiletten für alle": "Wir hatten eine schreckliche Situation im Theater mit völlig ausgelaufener Windel. Mein Mann musste Lotti eine halbe Stunde in einer zu engen Toilette auf dem Arm balancieren, während ich versucht habe, das ganze lange Kind auszuziehen und frisch zu machen. Die Vorstellung haben wir halb verpasst und unsere beiden anderen Kinder saßen derweil allein im Saal." Sich zu überwinden und über die beschämende Klosituation zu reden, ist der erste Schritt. Dann kommen oft all der Ärger und die Empörung zum Vorschein, den viele Angehörige und Menschen mit Behinderung in sich tragen. Und manchmal auch ein bisschen Resignation: "Nach so einem Erlebnis hat man noch weniger Lust, die Anstrengung auf sich zu nehmen und mit einem schwerbehinderten Kind Ausflüge zu machen.“ Die meisten Familien sind aufs Improvisieren angewiesen wie Petra Riegler, die Mutter der zwanzigjährigen Maike Riegler. Sie habe die Nase voll von zu engen Rolli-Toiletten auf Raststätten, berichtet sie dem Team der Stiftung Leben pur. Ihre Tochter auf der Fahrt in den Urlaub mindestens zweimal frisch zu windeln, wie schafft sie das? „Da nehmen wir schon mal die nächste Ausfahrt, wenn uns scheint, dass es da irgendwo ein Plätzchen (in der Natur!) geben könnte." Das sei immer noch besser als auf dem schmutzigen Boden einer öffentlichen Toilette.

Windeln wechseln in Wald und Wiese?

Wald und Wiese als letzter Ausweg, um die Einlage zu wechseln? Städte also meiden? – "Der Mangel an barrierefreien Toiletten, die auch für Menschen mit komplexer Behinderung geeignet sind, sorgt bis heute für einen weitgehenden Ausschluss von Menschen mit Behinderung aus der Öffentlichkeit", bringt David Offenwanger von der Stiftung Leben pur das Problem auf den Punkt. Exklusion statt Inklusion! – Eigentlich sollte man sich fragen, warum bisher noch niemand dieses Thema vorangebracht hat. (...)

Zum Weiterlesen: Download info-bayern 5/2015

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20.6.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Vorstellung der LVKM Arbeitsgemeinschaft „Bildung und Erziehung“

Gemeinsam und bayernweit vernetzt

Warum sind Heilpädagogische Tagesstätten für Schüler mit Behinderungen so wichtig? Welchen Anforderungen muss eine Schule genügen, um das Schulprofil Inklusion zu erhalten? Wie kann die Pflege für Schülerinnen und Schüler mit Körper- und Mehrfachbehinderung organisiert werden? Diese Themen besprechen SchulleiterInnen und GeschäftsführerInnen von Förderschulen in der LVKM-Arbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung (ARGE Bildung). Die bayernweite Arbeitsgemeinschaft zum Austausch von Informationen und zur Vernetzung ist ein Gremium, mit dem der Landesverband sozialpolitisch Position bezieht. Und gerade jetzt hat die ARGE alle Hände voll zu tun. Denn das Thema „Schulgeld“ brennt Eltern wie Schulträgern auf den Nägeln und im Herbst soll das Gesetz zur Schulfinanzierung novelliert werden. info-bayern sprach mit Dr. Karolin Netschiporenko. Die Geschäftsführerin des Coburger Mitgliedsvereins „Hilfe für das behinderte Kind“ ist im Vorstand des Landesverbands und Leiterin des Arbeitskreises.

info-bayern: Die ARGE Bildung ist ja die älteste Arbeitsgemeinschaft des Landesverbands, warum ist sie so gefragt?

Dr. Karolin Netschiporenko: Nun ja, die ARGE Bildung wurde eigentlich schon 1986 als ARGE Schulträger gegründet – manche bezeichnen sie auch noch so. Die Schulthemen sind Ländersache, insofern sind wir als bayerischer Landesverband hier natürlich in der Pflicht. Wir wissen, dass Bildungspolitik für alle Eltern ein großes Thema ist, denn eine gute Bildung gibt unseren Kindern die Grundlage für ihre Zukunft. Nicht umsonst diskutieren wir die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ganz stark am Thema Inklusion in der Schule. Dazu hat der Landesverband bereits vor fünf Jahren ein Positionspapier vorgelegt.

Die Eltern drückt vor allem die Frage, welche Schule für ihr Kind die richtige ist? Sie wünschen sich Inklusion, die nicht auf Kosten eines Qualitätsabbaus der schulischen Förderung stattfindet.

Genau das sind die Themen der ARGE Bildung. Sozusagen den „Umbau“ hin zu mehr Inklusion optimal zu gestalten, gegenüber der Politik Position zu beziehen und Einfluss auf neue Gesetze und Verordnungen zu nehmen. Da ist unsere ARGE auch ein Gesprächspartner für die PolitikerInnen. Heute haben zum Beispiel auch Förderschulen die Möglichkeit, das Schulprofil Inklusion zu bekommen. Das war anfangs überhaupt nicht vorgesehen. Als das neue Schulgesetz 2011 auf den Weg gebracht wurde, sollte nur Regelschulen dieses Recht eingeräumt werden. Die Schulträger der Förderschulen tauschten sich in der ARGE darüber aus und konnten es kaum glauben, denn sie waren es doch, die mit ihren Partnerklassen und vielfältigen Kooperationsaktivitäten die Inklusion schon jahrelang voranbrachten. Solche Dinge wie Lernzieldifferenziertheit, Unterrichten im Tandem GrundschullehrerIn und SonderpädagogIn, das Berücksichtigen der individuellen Bedarfe des Kindes sind uns eine Selbstverständlichkeit. Insofern können Regelschulen hier viel von den Förderschulen lernen. (...)

Zum Weiterlesen: Download info-bayern 3/2015

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20.6.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Inklusives Wohnprojekt in München

Forum am Luitpold

Ein neues Haus für Jung und Alt mitten in der Stadt mit einer Vielzahl unterschiedlicher barrierefreier Wohnungen und Hausgemeinschaften, plus inklusivem Kinderhaus, ambulantem Pflegedienst und Therapieangeboten im Haus, Restaurant / Café, Räumen für Begegnung und das Stadtteilprogramm Schwabing der Münchner Volkshochschule. – Dieses innovative Projekt der Stiftung Pfennigparade entsteht zurzeit am Scheidplatz, nur zehn U-Bahnminuten vom Marienplatz entfernt im Münchner Stadtteil Schwabing. Noch gibt es Wohnmöglichkeiten im „Forum am Luitpold“!

Das Konzept des Mehrgenerationenprojektes erfüllt gleich mehrere Bedürfnisse: Es bietet günstigen barrierefreien Wohnraum, der in München bisher knapp bemessen ist. Es hält flexible Wohnangebote für ältere Menschen mit Behinderung bereit. Es beherbergt Kinder und ältere Menschen, Menschen mit und ohne Behinderung. Es liegt zentral und verkehrsmäßig gut angebunden; gleich um die Ecke ist der Luitpoldpark zur Erholung im Grünen und das Schwabinger Krankenhaus im Falle eines medizinischen Notfalls. Und das Besondere: Das Konzeption sieht ein hohes Maß an Sozialraum-Einbindung vor, um den Inklusionsgedanken umzusetzen. (...)

Zum Weiterlesen (S. 4): Download info-bayern 3/2015

Info: http://www.pfennigparade.de/wohnen-und-selbstbestimmt-leben/forum-am-luitpold

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7.4.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Fachtagung zu Kreativität und Aktivität bei Menschen mit komplexer Behinderung

Schraubenzwinge und Schwanenhals

Eigentlich sollte man nicht nur darüber schreiben, sondern ein Bild malen, eine Schnitzeljagd veranstalten, tanzen, singen oder einen Film dazu drehen … „Aktiv und kreativ im Leben – Chancen und Möglichkeiten für Menschen mit Komplexer Behinderung und ihre Begleiter“ war das Thema der diesjährigen Tagungen Leben pur, die allein in München von rund 400 TeilnehmerInnen besucht wurde. Die Vorträge und Workshops boten einen bunten Strauß an Ideen, Anregungen und fundierten Informationen. Zudem feierte die Stiftung ihren zehnjährigen Geburtstag.

Das „Ei des Kolumbus“ oder „der gordischen Knoten“, mit diesen klassischen Beispielen führte Prof. em. Andreas Fröhlich (Landau) in das Tagungsthema ein. Denn beide Probleme brauchten diesen Funken Kreativität für ihre Lösung. Alexander der Große pfriemelte den Knoten nicht umständlich auseinander, sondern durchschlug ihn; Kolumbus klopfte das Ei ohne zu zögern auf den Tisch, damit es aufrecht stehen blieb. Was also ist „der Kern“ von Kreativität? „Beide haben bekannte Lösungen ignoriert, sozusagen eine Tradition zurückgewiesen, eine alte Gewohnheit zerstört und eine bisher ungedachte Lösung gefunden.“ Kreativität hat demzufolge eine „destruktive und eine konstruktive Komponente.“ Die eingefahrenen Wege zu verlassen, das führt natürlich zu Verunsicherung, speziell auch im pädagogischen Bereich, so Andreas Fröhlich, der Begründer der Basalen Stimulation. „Denn Kreativität setzt frei, führt an Grenzen und will mehr.“ Als Initiator der Stiftung Leben pur forderte er einen erweiterten Kreativitätsbegriff, der nicht nur besondere Begabungen in den Blick nimmt, sondern Kreativität und Aktivität als Grundmuster menschlichen Verhaltens würdigt. Was bedeutet dies für die pädagogische Arbeit? „Eröffnen sie Räume, treten sie in einen schöpferischen Dialog mit den von ihnen betreuten Menschen“, ermunterte er die anwesenden Fachkräfte. Zum Beispiel beim Zähneputzen (...)

Zum Weiterlesen: Download info-bayern 2/2015

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7.4.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Kommentar zum Bundesteilhabegesetz von Heinrich Fehling

Zurück auf Los

Die Eingliederungshilfe muss reformiert werden. Darüber sind sich alle Beteiligten einig: Menschen mit Behinderung steht, wie allen Menschen, ein Wunsch- und Wahlrecht zu, egal ob es um Bildung, Wohnen, Arbeit oder die Bewältigung des Alltags geht. Das bedeutet, moderne Eingliederungshilfe muss personenzentriert ausgestaltet werden, Einkommen und Vermögen darf keinen Einfluss auf die Übernahme der Kosten für Fachleistungen haben und die Trennung von ambulant und stationär muss überwunden werden. Dazu notwendig ist eine ausreichende Ausstattung der Kommunen und Bezirke mit finanziellen Mitteln, denn die Anzahl der leistungsberechtigten Personen wächst.

Diese Kerngedanken entstammen der Stellungnahme, die ich für den Bundes- und Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen am 12. März im Bayerischen Landtag vorgetragen habe. Für die Anhörung hatte der Sozialausschuss insgesamt 21 VertreterInnen von Verbänden und Behörden eingeladen, um die Landespolitiker über die zu bewältigenden Aufgaben zu informieren und auf den neuesten Stand zu bringen. Denn bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2017 will der Bund ein neues Teilhabegesetz verabschieden, das die bisherigen Regelungen im Sozialgesetzbuch ablöst. Wie gesagt, unter ExpertInnen herrscht große Einigkeit. Und dies nicht nur in Bayern, sondern auch – und das ist viel entscheidender – in den Arbeitsgruppen, die für das Bundessozialministerium an der Vorbereitung eines Bundesteilhabegesetzes mitwirken. Auf Bundesebene engagiert sich der bvkm bereits seit fast zwei Jahren in mehreren Experten-Arbeitsgruppen, die das Gesetzesvorhaben ausarbeiten. Doch exakt am Tag der Anhörung in Bayern machte das Bundesfinanzministerium allen bisherigen einvernehmlichen Planungen einen dicken Strich durch die Rechnung: Der Bund wird sich nicht, wie bisher vorgesehen, mit insgesamt fünf Milliarden an den Kosten der Eingliederungshilfe beteiligen. Mit dieser Absage brechen die Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD Vereinbarungen des Koalitionsvertrages und werfen alle bereits weit fortgeschrittenen Pläne zur Ausgestaltung und Finanzierung des neuen Teilhabegesetzes über den Haufen. – Zurück auf Los? War all die Arbeit umsonst? (...)

Zum Weiterlesen (S. 4): Download info-bayern 2/2015

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23.2.2015 Artikel für Zeitschrift DAS BAND / info-bayern

Stiftung Bunter Kreis: Tiergestützte Therapie

Das Leben ist (k)ein Ponyhof

Tiere können Katalysatoren für menschliche Interaktion sein: Ein Junge bricht sein langes Schweigen und redet – mit einem Hund. Ein Mädchen mit Behinderung lernt durch das Führen eines Pferdes seine Selbstwirksamkeit kennen. „Tiere helfen uns dabei, Kinder psychisch, körperlich und sozial zu fördern“, sagt Horst Erhardt, Geschäftsführer der Stiftung Bunter Kreis. Die Augsburger Einrichtung eröffnet im Mai dieses Jahres ein Zentrum für tiergestützte Therapie und Pädagogik. Der Ziegelhof ist ein bundesweit einmaliges Modellprojekt.

„Auf dem Pferd habe ich das Gefühl, ich bin ganz normal“, tippt Anna auf eine Papptafel, auf der Buchstaben wie auf einer Computertastatur aufgedruckt sind. Ihre Hand wird gestützt von Nik, Annas Assistentin, die die getippten Worte laut mitliest. Die sechzehnjährige Anna kann nicht sprechen und ihre Willkürmotorik ist beeinträchtigt. Doch mit Assistenz besucht sie eine Regelschule, geht schwimmen und reiten. „Ich habe es zu schön, wenn ich reite, weil dann spüre ich mich so gut selbst“, tippt Anna. In der Gegenwart von Tieren entspannt sich ihr Körper, die zwanghaften Bewegungsstörungen nehmen ab. Seit sechs Jahren nimmt sie an der tiergestützten Therapie des Bunten Kreises teil.

Hippotherapie und die therapeutische Arbeit mit Ponys und Pferden sind ein zentraler Bestandteil der tiergestützen Therapie. Der therapeutische Nutzen liegt nicht nur im Reiten und Voltigieren – Voltigieren, das sind einfache akrobatische Übungen auf dem Rücken der Pferde – wodurch körperliche Fähigkeiten wie Beweglichkeit und Gleichgewichtssinn trainiert werden. Ebenso wichtig ist die persönliche Erfahrung im Umgang mit den Tieren.

Alpakas als Therapeuten?

„Unter tiergestützter Therapie und Pädagogik verstehen wir alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten unsere jungen Klienten und deren Familien erzielt werden“, erläutert Horst Erhardt. Auf dem Ziegelhof sind Pferde nicht die einzigen „tierischen Therapeuten“. „Wir haben Lamas und Alpakas, Schafe und Ziegen, Kaninchen und vier Hunde.“ Die Tiere werden je nach Eigenschaft unterschiedlich eingesetzt werden: Hunde sind sehr sozial und suchen Kontakt, sind lernwillig, anpassungsfähig und motivieren zu Bewegung und Aktion. Kaninchen dagegen sind scheu, aber gleichzeitig neugierig. Dadurch, dass sie so klein und handlich sind, kann man sie auf den Schoß nehmen und streicheln. Das lässt das Gefühl von Vertrauen und Angenommen-Sein wachsen. Doch wie setzt man Alpakas ein? (...)

Zum Weiterlesen: Download PDF info-bayern 1/2015

Info: http://www.ziegelhof.bunter-kreis.de/

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